Fett der Bösewicht ?
Fett: Ein Missverstandener Nährstoff und seine entscheidende Rolle im Körper
In der heutigen Welt der Ernährung gibt es kaum ein Thema, das so kontrovers diskutiert wird wie Fett. Lange Zeit galt Fett als der große Bösewicht, der für Herzkrankheiten, Übergewicht und andere gesundheitliche Probleme verantwortlich gemacht wurde. Doch die wissenschaftliche Sicht auf Fett hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Als Ernährungswissenschaftler mit Spezialisierung auf die Rolle von Fett im menschlichen Körper möchte ich einige Mythen aufklären und erklären, warum Fett nicht nur gesund ist, sondern für viele Körperfunktionen unerlässlich.
Die Verbindung von Kohlenhydraten und Fett
Um die Rolle von Fett im Körper vollständig zu verstehen, müssen wir uns zunächst mit der Wirkung von Kohlenhydraten, insbesondere konzentrierten Kohlenhydraten, wie Zucker, Getreideprodukten und stärkehaltigen Lebensmitteln, befassen. Wenn wir solche Kohlenhydrate konsumieren, werden sie im Körper in Glukose umgewandelt, die dann über das Blut zu den Zellen transportiert wird. Insulin, ein anaboles Hormon, hilft dabei, den Zucker aus dem Blut in die Muskelzellen zu schleusen, um als Energiequelle genutzt zu werden.
Doch in unserer modernen, sitzenden Lebensweise benötigen die Muskeln oft nicht die Menge an Glukose, die wir durch unsere kohlenhydratreiche Ernährung aufnehmen. Wenn die Muskeln den Zucker nicht verbrauchen, steigt der Blutzuckerspiegel. Hier greift Insulin ein und lagert den überschüssigen Zucker als Fett in unseren Fettzellen ein. Interessanterweise kann das Gehirn etwa 30 % der aufgenommenen Glukose als Energiequelle nutzen, aber der Rest muss entweder in der Leber gespeichert oder in Fett umgewandelt werden.
Das Problem dabei ist, dass der Verzehr von konzentrierten Kohlenhydraten den Körper dazu zwingt, ständig Fett zu speichern, anstatt es zu verbrennen. Fett wird also erst dann genutzt, wenn die Kohlenhydratspeicher leer sind. Daher macht Fett in Kombination mit einer kohlenhydratreichen Ernährung dick – nicht das Fett an sich.
Essentielle Fette vs. Nicht-Essentielle Kohlenhydrate
Ein wichtiger Punkt, der oft übersehen wird, ist, dass es keine „essentiellen Kohlenhydrate“ gibt. Der Körper kann die benötigte Glukose aus Proteinen und Fetten herstellen, was zeigt, dass Kohlenhydrate für die Energieversorgung des Körpers nicht zwingend notwendig sind. Im Gegensatz dazu gibt es essentielle Fette, wie Omega-3-Fettsäuren, die für viele Körperfunktionen, einschließlich der Zellstruktur, der Hormonproduktion und der Gehirnentwicklung, unerlässlich sind.
Fett hat eine wichtige Rolle in der Evolution des Menschen gespielt. Millionen von Jahren haben unsere Vorfahren hauptsächlich Eiweiß und Fett gegessen, ergänzt durch pflanzliche Lebensmittel. Die Muskeln nutzen Fett als bevorzugte Energiequelle, da es eine konzentrierte Form von Brennstoff darstellt, die langfristig zur Verfügung steht. Diese „Briketts“ des Stoffwechsels liefern uns kontinuierlich Energie, ohne den schnellen Anstieg und Fall des Blutzuckerspiegels, wie es bei Kohlenhydraten der Fall ist.
Fett ist nicht der Feind
Die Angst vor Fett, die durch die Lebensmittelindustrie und zahlreiche Diättrends geschürt wurde, basiert auf veralteten Annahmen. Wenn wir weniger Fett essen, muss dieses durch etwas ersetzt werden – in den meisten Fällen durch Kohlenhydrate. Dies führt zu einem Kreislauf, in dem der Körper Fett speichert, anstatt es zu verbrennen. Tatsächlich profitieren viele Menschen von einer fettreicheren Ernährung, besonders wenn sie gleichzeitig die Aufnahme von Kohlenhydraten reduzieren. Vollfette Produkte wie Quark mit 40 % Fett, Joghurt mit 9 % Fett oder Sahne sind nicht nur lecker, sondern liefern auch wertvolle Nährstoffe, die der Körper benötigt.
Die Rolle des Insulins
Das Hauptproblem bei einer kohlenhydratreichen Ernährung ist die übermäßige Produktion von Insulin. Wenn der Blutzuckerspiegel zu hoch ist, setzt der Körper vermehrt Insulin frei, um den Zucker zu regulieren. Doch dieser ständige Insulinfluss kann zu Insulinresistenz führen, was das Risiko für Stoffwechselstörungen wie Typ-2-Diabetes erheblich erhöht. Da Fett keinen signifikanten Einfluss auf den Blutzuckerspiegel hat, kann eine fettreichere Ernährung dabei helfen, den Insulinspiegel zu stabilisieren und die Fettverbrennung anzukurbeln.
Fazit: Fett ist gesund, wenn es richtig eingesetzt wird
Fett hat in unserer Ernährung eine unverzichtbare Rolle. Es liefert nicht nur essentielle Fettsäuren, sondern ist auch eine konstante Energiequelle, die uns lange satt hält und die Gesundheit des Gehirns und der Zellen unterstützt. Die Verteufelung von Fett, die uns von der Lebensmittelindustrie über Jahrzehnte eingetrichtert wurde, ist wissenschaftlich nicht haltbar.
Die wahre Gefahr liegt in der übermäßigen Aufnahme von konzentrierten Kohlenhydraten, die den Körper dazu zwingen, Fett zu speichern, anstatt es zu verbrennen. Wenn wir unsere Ernährung auf natürliche, unverarbeitete Fette und Proteine stützen, unterstützen wir nicht nur unseren Stoffwechsel, sondern fördern auch unsere allgemeine Gesundheit
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